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Denkmal für Paul Hindemith

Einweihung  Nov. 2015


Bewerbung Plakat für den jurierten Wettbewerb. Hier Klicken!


www.hindemith.info/leben-werk/


Standort: Ramsaystr. 12,  63450 Hanau  (Auf dem Gelände der Pestalozzischule Hanau)


1.       Erläuterung des Entwurfs aus dem Wettbewerbstext

1.1     Aufgabenstellung und Ziel:

Bei der Gestaltung und Errichtung eines Denkmals für Paul Hindemith auf einem Schulgelände sollen die Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt werden. Dabei soll das Betasten, Benutzen und Experimentieren ermöglicht werden.  Die Skulptur kann Neugierde wecken und so dem Forscherdrang von Kindern Rechnung tragen. Die Ausführung ist so konzipiert, dass das Besteigen oder eine Krafteinwirkung keine Schäden hervorruft.

Andererseits soll die Skulptur einem Denkmal gerecht werden, das dem Schaffen von Paul Hindemith würdigen Ausdruck verleiht und Bezüge zu seiner Persönlichkeit aufgreift.

1.2     Erscheinung und Symbolik:

Note und Linien:

Durch die Note auf den Notenlinien wird beim Betrachter eine eindeutige Verbindung mit dem Thema Musik hervorgerufen werden.

Horn:

Ins Auge fällt auch der kreisförmig, konisch verlaufende Volumenkörper. Er vermittelt durch die Formgebung und die angedeuteten Ventiltasten den Eindruck eines Horns. Keilform: Die keilförmigen Volumenkörper lassen zunächst keine Bedeutung erkennen. Sie fügen sich bei intensiver, frontaler Betrachtung zu einer auf dem Kopf stehenden, schwebenden Figur zusammen. Die Formensprache dieser Figur entspringt meiner Werkgruppe der Keilkörper. Diese streng angelegten kantigen Formen schöpfen ihre Kraft und Dynamik durch Licht und Schatten.

1.3     Bezüge:

Der besondere Humor von Paul Hindemith, der in seinen Zeichnungen sichtbar wurde, hat mich bewogen, Anleihen in diesen Entwurf zu überführen. Seine Darstellung von karikierten Instrumenten findet Niederschlag durch das Hinzufügen von Ventil-Attrappen am großen gebogenen „Horn“.

Paul Hindemith hat viele Übungsstücke und Unterrichtsmaterial geschaffen. Er war also auch ein engagierter Pädagoge. Seine Neugierde auf innovative elektronische Musikinstrumente sowie auch traditionelle vergessene Instrumente haben sein Schaffen beflügelt. 

Die Bezüge zum Experimentellen haben mich bewogen, die Skulptur auch zu einem Klangobjekt werden zu lassen. Da die Skulptur aus robustem Stahl konzipiert ist, ergibt sich die Möglichkeit, durch geeignete Schlagklöppel und Schlagstäbe den unterschiedlichen Skulpturenteilen Klänge einer großen Bandbreite zu entlocken.

So ist jeder Stab der „Notenlinien“ durch Verbindungen zu einzelnen Skulpturenteilen ein- oder mehrfach unterteilt. Hierdurch ergeben sich durch unterschiedliche Schwingungen  verschiedene Klänge. Dies trifft auch auf Notenhals und -punkt zu. Je nach verwendetem Schlagwerkzeug werden die keilförmigen Skulpturenteile unterschiedliche Klänge von sich geben. Zur besseren Klangentfaltung sind einige Keilformen unten geöffnet. Die obere trichterförmige Öffnung des großen „Horns“ ist für stimmliche Laute oder auch für den Einsatz einer Gummiklatsche geeignet. Töne von geringer Lautstärke lassen sich auch schon durch das Anschlagen mit der Hand erzeugen. Mit entsprechender Übung und dem Einsatz von Mikrofon und Lautsprecher lassen sich jedoch auch innovative, experimentelle Musikprojekte durchführen. Ein Klangprojekt in mehrjährigen Abständen könnte die Innovationskraft der Musikschule öffentlichkeitswirksam unterstreichen. Sicher hätte es auch Paul Hindemith gut gefallen, wenn sich mit seinem Denkmal auch ganz praktisch Töne erzeugen lassen. „Form“ im musikalischen Sinn war für Hindemith ein ganz zentrales Thema. Formen sollten klar und verständlich sein. So griff er auf altbewährte Formprinzipien der Tradition zurück, probierte aber auch gerne Neues aus. In diesem Zusammenhang habe ich als starke bildhafte Metapher die Noten in Verbindung mit den Notenlinien ausgewählt.

Der leicht gebogene Notenhals entspricht einer handschriftlichen Formgebung und betont dadurch Hindemiths kompositorische Tätigkeit. Seiner Auffassung von neuer Musik verleiht die Anordnung der schräg verlaufenden „Notenlinien“ Ausdruck. Aus frontaler Blickrichtung bilden sie einen geordneten parallelen Linienverlauf. Mit Umschreitung der Skulptur verwandeln sich diese dann in eine spannungsreiche schräge Bogenstruktur. Dies kann als Ausdruck für die in Bewegung gekommene, neue Musik verstanden werden. Erst durch die Offenheit des Hörers wird ein vermeintlich schräges oder chaotisches Klangerlebnis zu einer harmonischen Komposition.

Nur durch das Eintauchen in diesen Kosmos konnte seine kompositorische Arbeit gelingen. Das Verwobensein mit der musikalischen Materie, wird ausgedrückt in der tänzerischen, schwebenden Leichtigkeit der symbolhaften Keilfigur, die sein Schaffen ehren soll. Auch die Keilfigur löst sich bei der Umschreitung weitgehend in einzelne Keile auf. Die Auflösung kann als Sinnbild dem „Werden und Vergehen“ menschlicher Schaffenskraft Ausdruck verleihen. Hindemiths Musik hat immer auch einen spielerischen Charakter, sie hat Freude an Spiel und Bewegung, an lustvoller Energie und Motorik. Diese Dynamik prägt auch meinen Entwurf.

2.      Material & Farbigkeit

2.1     Material: Stahl, verschweißt, verschliffen und korundgestrahlt.

  • Hohlkörper:       CORTEN- Stahl, 5 mm dick, vollverschweißt
  • Rundstäbe:       Baustahl, Durchmesser ca. 40 bis 50 mm
  • Notenhals:        Baustahl, ca. 30 mm dick
  • Note:                 Baustahl, ca. 10 bis 20 mm dick

2.2     Maße:

  • Höhe:                ca. 275 cm (über Geländeoberkante)
  • Tiefe:                 ca. 130 cm
  • Breite:               ca. 275 cm
  • Gewicht:            ca. 750 kg
  • Aufstellung:       Sockellose Aufstellung auf Betonfundament ca. 10 cm unter der Geländeoberkante (GOK). 
  • Befestigung:      Verschraubt auf ebenem Fundament nach Vorgabe des Statikers.
  • Beschichtung:    Erdberührte Teile und Aussteifungen unter GOK sind grundiert und rostbraun beschichtet.

2.3     Farbigkeit:

Die Planung sieht vor, die Hohlkörper der Skulptur aus wetterfestem CORTEN-Stahl zu fertigen. Der veredelte Stahl zeichnet sich durch eine angenehme Patina und geringe Abrostung aus. Alle weiteren Teile bestehen aus Baustahl. Der Farbton von oxidiertem Baustahl unterscheidet sich nur geringfügig von veredeltem CORTEN-Stahl. Die Oberfläche der Skulptur ist zunächst sandgestrahlt blank, durch Bewitterung entsteht eine korrosive rostbraune Patina. Zusätzlich kann für ein homogenes Erscheinungsbild nach Fertigstellung eine Behandlung zur Beschleunigung der Oxidation durchgeführt werden.

Wegfläche:

Der vorgeschlagene Standort liegt auf einer Rasenfläche. Durch das Begehen der Fläche ist eine starke Beeinträchtigung des Rasens zu erwarten. Zu empfehlen ist daher eine einzufassende Lauffläche in Anlehnung an die neu gestaltete Außenanlage als wassergebundene Decke.


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